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🔴 Der wichtigste Job der Welt - Teil 4
Geschichte
Nach der aufschlussreichen Zeit in der Werkshalle war allen klar:
Die üblichen PowerPoint-Präsentationen würden nicht reichen. Wir brauchen einen anderen Ansatz, um Chen Industries zu überzeugen. Doch zuerst müssen wir Dr. Wagner, den Vorstandsvorsitzenden von Steinbeiss, mit ins Boot holen.
16 Uhr. Der große Konferenzraum ist still. Auf dem Bildschirm an der Stirnseite wartet Dr. Wagner in seinem Hotelzimmer in Shanghai. Vor ihm ein Stapel Unterlagen, neben ihm eine Tasse Kaffee. Bei uns ist es Nachmittag, bei ihm ist es schon Nacht.
Steinbach, unser Teamleiter, nickt Thomas zu. "Dann zeigen Sie uns mal, was Sie herausgefunden haben."
Thomas tritt vor die Projektionswand. Das Holzkreuz an der Lederkette schimmert im Licht der Deckenlampen. Sandra und ich sitzen rechts von ihm, unsere Laptops aufgeklappt.
"Meine Herren", beginnt Thomas, "wir waren heute bei Steinbeiss. Was wir dort gesehen haben..." Er hält kurz inne. "...hat unsere Annahmen auf den Kopf gestellt."
Dr. Wagner beugt sich näher an seine Kamera. "Inwiefern?"
"Wir dachten, wir hätten ein Kostenproblem." Thomas klickt sich durch die erste Folie. "Aber was wir wirklich haben, ist ein Kommunikationsproblem. Zwischen oben und unten. Zwischen Management und Werkshalle. Zwischen Zahlen und Realität."
Steinbach runzelt die Stirn. "Berger, wir haben keine Zeit für..."
"Karl Wegner", unterbricht Thomas ihn sanft. "Dreißig Jahre bei Steinbeiss. Hat letzte Woche nachts eine Fräsmaschine repariert. Zusammen mit unserem Hausmeister Peter Meyer, der früher als Maschinenbauer bei ihnen gearbeitet hatte. Ohne Wartungsvertrag. Ohne Consultant. Einfach, weil es getan werden musste."
"Und das spart...?" Dr. Wagner klingt ungeduldig.
"Zwölftausend Euro. Das sind die Gesamtkosten inkl. drei Tage Produktionsausfall.”
"Peanuts", murmelt Steinbach.
"Felix Wegner." Thomas klickt weiter. "Karls Enkel. Maschinenbau-Student. Hat ein Prüfverfahren entwickelt, das die Ausschussquote um vierzig Prozent senkt. Basierend auf drei Jahren Sensordaten. Ein Algorithmus, der Fehler erkennt, bevor sie passieren."
Dr. Wagner lehnt sich vor. "Vierzig Prozent?"
"Bestätigt durch unsere Qualitätskontrolle", sagt Sandra. "Bei den aktuellen Materialkosten bedeutet das Einsparungen von..."
"Moment." Dr. Wagner hebt die Hand. "Warum weiß ich davon nichts?"
"Weil niemand gefragt hat." Meine Stimme klingt lauter als beabsichtigt. Alle Augen richten sich auf mich. "Entschuldigung, aber... es ist wahr. Die Leute in der Werkshalle, die wissen genau, wo wir besser werden können. Aber niemand hört ihnen zu."
"Das gibt's doch überall", sagt Steinbach. "In jeder Firma denken die Mitarbeiter, sie wüssten es besser."
"Ja." Thomas nickt. "Aber nicht überall haben sie Recht."
Er öffnet eine neue Folie. "Materialeffizienz. Dreißig Prozent Einsparpotenzial bei den Chen-Komponenten. Wartungskosten. Mindestens zweihunderttausend pro Jahr. Ausschussquote. Vierzig Prozent weniger. Zusammen mit anderen Verbesserungsvorschlägen aus der Belegschaft..." Er sieht Dr. Wagner direkt an. "Wir reden hier von Einsparungen in Millionenhöhe. Pro Jahr."
Stille im Raum. Auf dem Bildschirm ist zu sehen, wie Dr. Wagner durch seine Unterlagen blättert.
"Und Sie glauben", sagt er langsam, "dass Chen Industries das überzeugt?"
"Es gibt noch mehr." Thomas nickt mir zu.
Ich hole tief Luft. "Die Belegschaft ist bereit, für sechs Monate auf zwanzig Prozent Gehalt zu verzichten. Die Vertrauensleute haben bereits unterschrieben."
Dr. Wagner lässt die Unterlagen sinken. "Was?"
"Sie kämpfen", sage ich leise. "Für ihre Firma. Jeden Tag."
Wieder Stille. Dr. Wagner lehnt sich in seinem Stuhl zurück, sein Gesicht nachdenklich.
"Das ist nicht der übliche Weg", sagt er schließlich.
"Nein." Thomas tritt näher an den Bildschirm. "Aber der übliche Weg hat uns hierher gebracht."
"Die Zahlen sind solide", fügt Sandra hinzu. "Ich habe alles dreifach geprüft."
Dr. Wagner sieht zu Steinbach. Der trommelt mit den Fingern auf den Tisch.
"Das ist riskant", sagt er schließlich. "Sehr riskant."
Er hält inne, sein Blick wandert von Thomas zu mir und wieder zurück.
"Aber es könnte funktionieren."
Der nächste Morgen
"Sie sind zu früh."
Sandra steht am Fenster des Konferenzraums bei Steinbeiss und starrt auf den Parkplatz. Zwei schwarze Limousinen rollen durch das Werkstor. Es ist erst kurz nach neun.
"Um wie viel?" Thomas lockert seine Krawatte.
"Drei Stunden." Sie dreht sich um. "Der Termin war für nach der Mittagspause."
Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. Wir sind noch nicht bereit. Die Präsentation ist nicht fertig, die Zahlen nicht final geprüft, die Belegschaft nicht...
"Perfekt", sagt Thomas.
Sandra und ich starren ihn an.
"Was?"
Ende Teil 4
Tut mir leid, nun dauert es doch noch bis Montag. Die Geschichte ist zwar fertig, aber für diesen einen Newsletter wäre es viel zu lang geworden. Deshalb habe ich mich entschieden, das Finale erst am Montag zu posten.
Gefallen dir lange Geschichten oder magst du lieber die kurzen? Schreib mir kurz (es öffnet sich ein kleines Formular)
Hab’ ein gesegnetes Wochenende
Jörg “hatte heute morgen Fastenbrechen 😊“ Peters