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🔴 Kann man Gott zu oft danken?
Ein Tischler macht sich Gedanken über Dankbarkeit – und lernt dabei etwas über das Beten
Geschichte
Es ist Sonntagmittag. Die meisten Gottesdienstbesucher sind bereits gegangen. Durch die bunten Kirchenfenster fällt gedämpftes Licht auf die leeren Bänke.
Theo, der Tischler, sitzt in einer der Reihen und wirkt nachdenklich. Seine Finger streichen unruhig über das abgenutzte Holz. Als der Pastor vorbeikommt, hebt er zögernd den Kopf.
„Pastor, ich muss Ihnen was beichten", sagt Theo und räuspert sich verlegen. Der Pastor setzt sich zu ihm.
„Gestern kam eine Kundin in meine Werkstatt. Sie hat sich überschwänglich für die Kommode bedankt, die ich ihr gebaut habe. Regelrecht begeistert war sie! Und wissen Sie was? Da wurde mir klar, dass das öfter passiert... alle zwei, drei Wochen kommt jemand und macht mir Komplimente für meine Arbeit."
„Das ist doch toll. Wo ist das Problem?“
„Na ja, ich habe mir vorgestellt, es würde jeden Tag jemand vorbeikommen. Jeden Tag kommt ein Kunde und sagt: ‚Theo, du bist ein toller Tischler und ich danke dir‘. Oder vielleicht sogar mehrmals am Tag!“
Theo hebt entschuldigend die Hände. „Also, mich würde das tierisch nerven und das würde ich die Leute auch spüren lassen. Obwohl sie es gut meinen …“
„Okay, das verstehe ich. Vermutlich wäre mir das auch zuviel.“
„Aber … machen wir nicht genau das Gleiche mit Gott? Ich meine, ich bete zwei- bis dreimal am Tag und jetzt habe ich Angst, dass ich Gott damit auf die Nerven gehe. Ich meine, wäre es nicht besser, vielleicht nur einmal in zwei Wochen zu beten und das würde ihm viel besser gefallen? Treibe ich Gott nicht in den Wahnsinn, wenn ich ihm jeden Tag sage, wie toll ich ihn finde und dass ich ihm dankbar bin?“
Der Pastor muss lachen.
„Theo, du bist mir einer. So habe ich das noch nie gesehen. Und du hast völlig recht! Ja, vermutlich können wir uns gar nicht vorstellen, wie anstrengend es für Gott sein muss, sich unsere andauernden Gebete und Lobpreisungen anzuhören, jeden Tag und jede Stunde – aber weißt du was?“
Theo schüttelt den Kopf.
„Weißt du, was in der Bibel steht? 'Betet ohne Unterlass!' Das hat der Apostel Paulus geschrieben. Stell dir vor: Gott fordert uns sogar auf, ständig mit ihm zu reden. Das ist, als würde ich als Pastor zu dir sagen: 'Theo, komm jeden Tag vorbei und erzähl mir, wie es dir geht!'"
Theo runzelt die Stirn. „Aber warum will Gott das?"
„Denk mal an deine eigenen Kinder. Nervt es dich, wenn sie dir jeden Tag erzählen, was sie erlebt haben? Wenn sie dir zeigen, was sie gebastelt haben?"
„Nein, natürlich nicht! Das ... oh." Theo spürt, wie sich die Anspannung der letzten Tage von seinen Schultern löst. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Ich verstehe. Gott ist wie ein Vater, der sich freut, wenn seine Kinder mit ihm reden?"
„Genau! Und noch mehr: Das Gebet verändert nicht Gott - es verändert uns. Mit jedem Gebet wachsen wir ein Stückchen näher zu ihm. Deshalb können wir gar nicht zu viel beten. Es ist wie... na ja, wie wenn du eine Kommode baust. Jeder Handgriff, jede Schraube ist wichtig, auch wenn du die gleichen Bewegungen hundertmal machst."
„Dann nerve ich Gott also nicht?", fragt Theo erleichtert.
Der Pastor lacht. „Nein, Theo. Du machst ihm eine Freude. Und weißt du was? Ich wette, deine Kunden würden dich auch nicht nerven, wenn sie sich jeden Tag bedanken - weil echte Dankbarkeit von Herzen kommt. Genau wie deine Gebete."
Auf dem Heimweg pfeift Theo leise vor sich hin. Die Sonntagssonne wärmt sein Gesicht, und er muss schmunzeln. "Naja", denkt er bei sich, "dann ist das wohl wie in meiner Werkstatt - je öfter man übt, desto besser wird's. Nur dass man beim Danken nicht aufpassen muss, sich nicht den Daumen zu hämmern."
Er lacht leise.
"Also dann: Danke, lieber Gott - und das war bestimmt nicht das letzte Mal heute!"
Morgen am Karfreitag sowie am Ostermontag fällt das JesusJournal aus. Ich wünsche dir ein gesegnetes Osterfest und ruhige und besinnliche Stunden.
Hab’ einen gesegneten Tag
Jörg “unser Leben darf ein Dankeschön sein“ Peters