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🟢In der Brandung
Andacht
Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, ja, nach dem lebendigen Gott […]
Möwen kreisen über dem Strand, während ich barfuß durch den kühlen Morgensand gehe.
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht bin ich dem Rauschen des Meeres gefolgt, getrieben von der Sehnsucht nach Stille. Zwischen angeschwemmtem Seetang entdecke ich eine leere Flasche, klar und makellos wie unberührtes Eis.
Mit zitternden Fingern hebe ich sie ins Licht. Kühl liegt sie in meiner Hand, durchsichtig und leer wie ich selbst mich fühle. Tag für Tag versuche ich, diese wachsende Leere mit Bibelworten zu füllen. Früher sprachen sie zu mir, berührten mich tief. Jetzt verhallen meine Gebete ungehört, während sich die Leere in mir ausbreitet. Als hätte sich etwas verschlossen, das ich nicht wieder öffnen kann.
Einem plötzlichen Impuls folgend werfe ich die Flasche in einem hohen Bogen ins Meer. Fast trotzig. Soll sie doch untergehen, versinken wie meine Gebete in der Leere versunken sind.
Sonnenstrahlen brechen sich im Glas, während sie durch die morgendliche Dämmerung wirbelt. Dann taucht sie unter, doch statt zu versinken, taucht sie wieder auf. Wie zum Hohn tanzt sie auf den Wellen, treibt mal hierhin, mal dorthin. Genau wie meine rastlosen Gedanken, die keine Ruhe finden.
Ich beobachte ihren ziellosen Tanz, während die Brandung sie umspült. Leer und verschlossen treibt sie dahin, umgeben von einer Fülle, die sie nicht erreicht. Wie vertraut mir dieses Bild erscheint.
Der Schrei einer Möwe zerreißt die Stille.
Immer wieder hebt die Brandung die Flasche empor, nur um sie gleich wieder fallen zu lassen. Wie oft hatte ich mich schon ähnlich gefühlt - kurz emporgehoben von einem Bibelwort oder einem Gebet, nur um dann wieder in die Tiefe zu stürzen?
Erst nach einer Weile bemerke ich die Veränderung: Bei jedem Wellenschlag dringt etwas Wasser in die Flasche ein. Die Flasche liegt jetzt tiefer im Wasser, als würde eine unsichtbare Hand sie sanft hinabziehen. Ihr Wiegen wird ruhiger, friedlicher, hingegebener. Was anfangs wie ein Kampf aussah, gleicht nun einem Tanz - einem Sich-Einlassen auf die umgebende Kraft.
Ich spüre, wie sich etwas in mir löst. Ist nicht genau das mein Problem? Dass ich versuche, Gott in meine Leere zu zwingen, statt mich von seiner Gegenwart erfüllen zu lassen?
Ein warmer Schauer läuft über meinen Rücken. Die Erkenntnis trifft mich nicht wie ein Blitz, sondern sickert langsam ein, wie das Meerwasser in die Flasche: Ich lebe in seiner Gegenwart, sie umgibt mich, ich muss sie nur hineinlassen, mich ihr öffnen.
Ich muss nicht kämpfen, ich darf loslassen.
Die Flasche ist jetzt kaum noch zu sehen. Vereint mit dem Element, dem sie so lange widerstanden hat, treibt sie langsam davon, verschmilzt mit dem glitzernden Meer wie eine hingegebene Seele mit Gottes Gegenwart.
Ich schließe die Augen und lasse die salzige Morgenbrise über mein Gesicht streichen.
Der HERR ist mein Hirte, darum leide ich keinen Mangel. Er bringt mich auf Weideplätze mit saftigem Gras und führt mich zu Wasserstellen, an denen ich ausruhen kann. Er stärkt und erfrischt meine Seele […]
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Hab’ einen gesegneten Tag
Jörg ““ Peters