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🟢Gottes Gnade: Aufstehen oder Stehenbleiben?

Andacht

Die Güte des HERRN hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr!

Klagelieder 2,22-23 (Hoffnung für alle)

Meint nur nicht, ihr könntet euch über Gott lustig machen! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.

Galater 6,7 (Hoffnung für alle)

Ein Brief vom Anwalt

Wieder ein Brief vom Anwalt.

Ich schiebe ihn unter den Stapel unbezahlter Rechnungen. Seit Monaten versuche ich alles - Briefe, Anrufe, sogar eine Kleinanzeige. Nichts erreicht sie mehr.

Nachmittags sehe ich sie mit den Kindern im Supermarkt. Es ist das erste Mal seit dem Unfall. Für einen Moment blitzt die Erinnerung auf: quietschende Reifen, zersplitterndes Glas, Lenas Schrei. Hinkend schiebt sie den Einkaufswagen, Max in seinem Rollstuhl und Lena, meine süße Lena, trägt einen Pullover mit langen Armen, obwohl es draußen 30 Grad sind.

Ich schließe die Augen und bete. “Verzeih mir, Herr.” Wie schon seit Monaten. “Hilf, dass es weitergeht, Herr!” Inzwischen bin ich trocken, 376 Tage.

Als ich die Augen wieder öffne, ist da dieser Mann bei ihr. Liebevoll nimmt er sie in den Arm. Er zwinkert Max zu und sogar Lena lächelt. Abends öffne ich den Brief und unterschreibe den Scheidungsantrag.

Gnade und Grenzen: Zwischen Neuanfang und Konsequenzen

376 Tage trocken - jeder ein Geschenk, ein Neuanfang. Und doch bleiben ein Rollstuhl, Narben unter langen Ärmeln und unterschriebene Scheidungspapiere.

Manchmal stehen wir genau in dieser Spannung: zwischen Gottes Versprechen des täglichen Neubeginns und den bleibenden Auswirkungen unserer Entscheidungen.

Wie gehen wir damit um?

Vielleicht hilft uns eine einfache Einsicht: Es gibt Bereiche in unserem Leben, in denen wir mutig vorangehen dürfen, weil selbst wiederholtes Scheitern jederzeit durch einen einzigen Erfolg ausgeglichen werden kann.

Aber es gibt auch Bereiche, in denen wir vorsichtig sein müssen, weil ein einziges Scheitern schwerwiegende Folgen haben und alle vorherigen “Erfolge” zunichte machen kann.

Denk an einen Sportler, der ein neues Kunststück übt. Hunderte Male scheitert er, steht wieder auf, versucht es erneut. Jeder Fehlversuch bringt ihn dem Ziel näher.

Anders bei einem betrunkenen Autofahrer. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit genügt - und nichts ist mehr wie zuvor. Keine Entschuldigung, kein Wiedergutmachungsversuch kann die Zeit zurückdrehen.

Gottes Gnade begegnet uns in beiden Situationen.

Seine Vergebung ist bedingungslos und jeden Morgen neu - ein Geschenk, das uns aufatmen lässt und Kraft gibt, weiterzumachen. Wir dürfen jeden Tag neu beginnen.

Doch das bedeutet nicht, dass unser Denken, Reden und Handeln keine Konsequenzen hat. Seine Gnade macht nicht alles ungeschehen - aber sie gibt uns die Kraft, mit den Folgen umzugehen und neue Wege zu finden.

Was bedeutet das für unser tägliches Leben?

Bevor wir handeln, sollten wir innehalten und fragen: Ist dies ein Moment zum mutigen Ausprobieren - oder einer, der Weisheit und Vorsicht erfordert?

Die Geschichte am Anfang zeigt beides: 376 Tage Trockenheit - jeder ein neuer Anfang, jeder ein Geschenk. Und zugleich bleibende Narben, die niemals vergehen und die uns erinnern, in bestimmten Momenten besonders achtsam zu sein.

Der Kluge sieht das Unglück kommen und bringt sich in Sicherheit; ein Unerfahrener läuft hinein und muss die Folgen tragen.

Sprüche 22,3 (Hoffnung für alle)

Dieser Vers lädt uns ein, nachzudenken:

  • Wo stehe ich gerade vor einer Entscheidung?

  • Könnte ein Moment der Unachtsamkeit dauerhafte Folgen haben?

  • Brauche ich hier Mut zum Neuanfang oder Weisheit zur Vorsicht?

Gottes Gnade begegnet uns in beidem: Sie schenkt uns den Mut für neue Wege - und die Weisheit, manchmal stehenzubleiben.

Hab’ einen gesegneten Tag
Jörg “hopp oder stopp?“ Peters