🔮 Der persische Philosoph

Geschichte

“Ich habe heute eine Geschichte gehört, die muss ich dir unbedingt erzĂ€hlen.”

Sie hebt die Augenbrauen. “Da bin ich aber mal gespannt
”

Er lĂ€chelt verschwörerisch. “Pass auf:

Ein alter persischer Philosoph trinkt Tee, als ein Freund zu Besuch kommt. "Ich werde bald heiraten!", sagt der Freund. "Ich bin sehr aufgeregt!"

Dann fragt er den Philosophen: "Hast du schon mal daran gedacht, selbst zu heiraten?"

Der Philosoph nickt: "Als ich jĂŒnger war. Ich dachte die ganze Zeit darĂŒber nach. Ich wollte unbedingt heiraten, aber ich beschloss, es mĂŒsse die perfekte Frau sein. Also suchte ich sie. Ich bin weit gereist und habe viel gesehen. Und eines Tages fand ich sie. Sie war ein wunderschönes Geschöpf mit einem brillanten Verstand."

"Und
 spann mich nicht auf die Folter. Hast du sie geheiratet?"

Traurig schĂŒttelt der Philosoph den Kopf. “Leider nein. Sie hat nach dem perfekten Mann gesucht.””

Sie lacht. “Das ist ja traurig! Der arme Mann.”

“Traurig?” Er runzelt die Stirn. “Ich finde es eher ironisch. Er suchte die Perfektion und verpasste dadurch sein GlĂŒck.”

“Vielleicht hatte er aber recht,” entgegnet sie und nimmt einen Schluck Wasser. “Warum sollte man sich mit weniger zufriedengeben?“

„Weil es keine Perfektion gibt.“ Er lehnt sich vor. „Das ist doch der Punkt der Geschichte.”

Sie schĂŒttelt den Kopf. “Du verstehst es nicht. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Kompromisse. Manche Menschen geben zu schnell auf, ohne wirklich zu kĂ€mpfen.”

“Zu kĂ€mpfen?” Er lacht auf. “Beziehungen sollten kein Kampf sein.”

“Aber das sind sie manchmal!” Sie lehnt sich vor. “Jede gute Beziehung erfordert Arbeit. Man muss durch die schwierigen Zeiten gehen, um die guten zu erreichen.”

Er schĂŒttelt den Kopf. “Ich glaube, du interpretierst zu viel in eine einfache Geschichte hinein.”

“Und ich glaube, du siehst nicht, was direkt vor deiner Nase liegt.” Ihre Stimme wird etwas lauter. Die Leute am Nebentisch schauen kurz herĂŒber.

Der Kellner nĂ€hert sich vorsichtig. “Möchten Sie bestellen?”

Beinahe erleichtert geben sie ihre Bestellung auf. Als er gegangen ist, sitzen sie schweigend beieinander. Beide spielen mit ihren Servietten, vermeiden Blickkontakt.

Schließlich rĂ€uspert er sich. “Ich glaube, wir beide ĂŒbersehen etwas an der Geschichte.”

Sie hebt langsam den Kopf. Die Anspannung der letzten Minuten liegt noch in der Luft, aber in seinen Augen sieht sie etwas Versöhnliches. "Und was?"

“Der Philosoph hat die perfekte Frau gefunden - aber er hat nie mit ihr gesprochen. Er hat nie herausgefunden, ob sie wirklich nach dem perfekten Mann suchte oder ob sie vielleicht... kompromissbereit war.”

Ein LĂ€cheln huscht ĂŒber ihr Gesicht. “Du meinst, er hat aufgegeben, bevor er es ĂŒberhaupt versucht hat?”

“Genau.” Auch er lĂ€chelt. “Manchmal sind wir zu schnell dabei, unsere eigenen Annahmen zu treffen. Über andere... und ĂŒbereinander.”

Er lehnt sich zurĂŒck, sie nimmt einen Schluck Wasser, hĂ€lt seinen Blick dabei fest, ein leichtes LĂ€cheln um ihre Lippen. Dann nickt sie. “Ich hab heute auch was erlebt, das muss ich dir erzĂ€hlen
”

Sie unterbrechen ihre Unterhaltung erst, als das Essen serviert wird. WĂ€hrend sie den ersten Bissen nehmen, beobachtet sie, wie seine HĂ€nde leicht zittern.

“Du wirst nicht etwa sentimentaler mit dem Alter?” sagt sie lĂ€chelnd.

“Ich?” Er tut ĂŒberrascht. “Niemals.”

“Du bist derjenige, der darauf bestanden hat, genau hier zu feiern. An genau diesem Tag.”

Er zuckt mit den Schultern. “Der Hafenblick hat gutes Essen.”

Sie legt ihre Gabel beiseite. “Und es hat ĂŒberhaupt nichts damit zu tun, dass wir vor vierzig Jahren genau an diesem Tisch saßen und du mir damals diese Geschichte von diesem persischen Philosophen erzĂ€hlt hast?”

“Vielleicht ein bisschen.” Seine Augen werden feucht. “Weißt du noch, was ich damals zu dir gesagt habe?”

“NatĂŒrlich weiß ich das. Du hast gesagt: Ich suche keine perfekte Frau. Ich suche die richtige.”

Sie lÀchelt.

“Und ich habe geantwortet: Du bist fĂŒr mich der Richtige!”

Sie greift nach seiner Hand auf dem Tisch.

“Vierzig Jahre - und ich wĂŒrde alles genauso wieder machen.”

Die Anekdote von dem persischen Philosophen habe ich irgendwo im Internet gelesen. Es gibt sie in vielen Variationen und sie ist in verschiedenen Kulturen bekannt. Heute muss sie fĂŒr mich herhalten, um zu zeigen, dass eine Beziehung auch immer “Arbeit” ist.

Womit wir dann wieder bei Jesus sind und deiner Beziehung zu Ihm 😉

Hab’ ein gesegnetes Wochenende
Jörg “lass uns Zeit mit Jesus verbringen“ Peters