🟢 Der mächtigste Mann

Andaschichte

Gott sagt: “Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch meine Wege viel höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.”

Jesaja 55,8-9 (Hoffnung für alle)

“Verdammte Kiste!”

Die laute Stimme lässt mich hochfahren.

Dr. Neumann, der mächtigste Mann der deutschen Automobilindustrie, von dem ein einziges Wort genügt, um Aktienkurse zum Tanzen zu bringen, steht mit zitternden Händen am Fenster der Vorstandsetage. Sein Spiegelbild zeigt, was er so verzweifelt zu verbergen sucht: gerötete Flecken, die sich wie ein Waldbrand über seine Haut ausbreiten.

Respektiert und gefürchtet - doch gegen die aggressive Autoimmunerkrankung, die seine Haut befällt, ist auch er machtlos.

Alles hatte er schon probiert. Aber die Krankheit wütet weiter. Und sie lässt ihn zappeln wie ein Kind…

Es ist merkwürdig, diesen mächtigen Mann in einer schwachen Minute zu erleben. Die junge Hilfskraft, die in der letzten Vorstandssitzung Kaffee ausschenkte, hatte erschrocken von einem Heiler in den Bergen ihrer österreichischen Heimat erzählt. Aber man muss hinfahren, Telefon gibt es nicht, Internet schon mal gar nicht.

Nur drei Tage später war Dr. Neumann aufgebrochen. Widerwillig war er den weiten Weg gefahren, um sich Rat zu holen.

Vorsichtig klopfe ich an seine Tür. Während ich eintrete, sehe ich, wie er den Brief zerknüllt. Wütend wirft er ihn in Richtung Papierkorb. "Eine Fastenklinik? Ohne Handy, ohne Termine, ohne Kontakte?" Seine Stimme überschlägt sich. "Zwei Wochen lang nur Wasser und Meditation? Das ist doch lächerlich! Und dafür bin ich nach Österreich gefahren!"

"Aber Herr Neumann", wage ich einzuwenden, "wenn dieser Heiler eine experimentelle Behandlung in einer amerikanischen Privatklinik vorgeschlagen hätte - Sie hätten sofort zugestimmt, egal zu welchem Preis."

Lange steht er am Fenster, blickt über die Stadt. Dann ein kaum merkliches Nicken.

Als Dr. Neumann zwei Wochen später zurückkommt, ist er verändert. Seine Haut - makellos wie die eines jungen Mannes. Aber da ist noch mehr: Die Härte in seinen Augen ist verschwunden. Er wirkt … offener, gelassener… menschlicher.

Eines Abends sitze ich mit ihm bei seinem Lieblings-Italiener. "Die ersten Tage waren die Hölle", sagt er leise und schwenkt seinen Rotwein. "Ich lag nachts wach, mein Kopf völlig überdreht. Ständig checkte ich mein Handy - bis mir klar wurde, dass es dort oben keinen Empfang gab." Er lacht bitter. "Ich war wie ein Junkie auf Entzug."

"Was hat sich geändert?", frage ich vorsichtig.

"Am vierten Tag... ich weiß noch genau, wie ich morgens aufwachte. Zum ersten Mal hörte ich die Vögel draußen. Wirklich hörte." Er hält inne. "Wissen Sie, wie lange ich sowas nicht mehr wahrgenommen hatte?"

Seine Finger trommeln nachdenklich auf dem Tisch. "In dem kleinen Schrank lag eine Bibel. Erst habe ich sie ignoriert. Aber irgendwann - ich konnte nicht schlafen, meine Haut juckte wie verrückt - da habe ich sie aufgeschlagen. Las die ganze Nacht."

Er nimmt einen Schluck Wein. "Am siebten Tag..." Seine Stimme wird leiser. "Ich saß draußen auf der Bank. Die Morgensonne kam gerade über die Berge, der Tau glitzerte noch auf den Gräsern. Und plötzlich... ich weiß auch nicht... fing ich an zu beten. Einfach so. Die Worte kamen von selbst, so natürlich wie das Atmen."

"Sie haben gebetet? Sie?"

"Ja." Er lächelt verlegen. "Verrückt, oder? Der große Automobilist auf den Knien. Aber in dem Moment... war es das Natürlichste der Welt." Er schüttelt ungläubig den Kopf. "All die Jahre dachte ich, ich wüsste genau, wie alles funktioniert. Meine Wege, meine Lösungen... und dann kommt die Heilung aus einer Richtung, die ich nie in Betracht gezogen hätte."

Ein Lächeln gleitet über sein Gesicht.

“Nach den zwei Wochen wollte ich dem Heiler einen großzügigen Scheck geben - weit mehr als der Aufenthalt gekostet hatte”, sagt Dr. Neumann. “Aber er wollte nicht. Stattdessen hat er mir die Bibel geschenkt.”

Er schaut mich an. “Wissen Sie, was merkwürdig ist? Schon beim ersten Aufschlagen habe ich eine Geschichte gefunden, von der ich dachte, sie sei nur für mich geschrieben.”

Ich schaue ihn fragend an. “Ich hab’s aufgeschrieben,” sagt er. Dann zeigt er mir einen Zettel: 2. Könige 5, 1-19.

Am nächsten Morgen, kurz vor der Strategiesitzung. Als die junge Hilfskraft an Dr. Neumanns Platz vorbeikommt, verfängt sich ihr Fuß im Kabelsalat unter dem Tisch. Die Tasse in ihrer Hand schwankt, schwarzer Kaffee schwappt über - direkt auf die frisch ausgedruckten Quartalsberichte.

Unwillkürlich halte ich den Atem an.

Dr. Neumann blickt kurz auf die durchweichten Papiere. Dann zieht er, ohne ein Wort zu sagen, sein eigenes, noch unberührtes Exemplar aus seiner Mappe. "Bringen Sie mir einfach später eine neue Kopie", sagt er ruhig.

Als ich später an seinem Büro vorbeigehe, sehe ich ihn am Fenster stehen. Die Bibel liegt aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch. Seine Lippen bewegen sich leicht, als führe er ein stilles Gespräch.

Ich gehe leise weiter. Manche Wunder zeigen sich erst in den kleinen Momenten des Alltags.

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Hab’ einen gesegneten Tag
Jörg “na, welche biblische Geschichte ist es?“ Peters