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🔴 Blackout im Observatorium
"'Gott existiert nicht", sagte der Astrophysiker. Dann fiel der Strom aus.
Sei gesegnet, du Kind Gottes. Du liest das Jesusjournal, den Newsletter, der dich daran erinnert, dass hinter allen Formeln und Zahlen des Lebens eine größere Handschrift verborgen ist. Manchmal müssen wir nur innehalten, um sie wieder zu entdecken. Gehst du mit auf die Entdeckungsreise heute?
Geschichte
Blackout im Observatorium
Seine Kollegen nennen Timo "den Mönch" - ein Astrophysiker, der sein Leben der Wissenschaft gewidmet hat wie andere dem Gebet. Seit zwanzig Jahren hat er keinen einzigen Urlaub genommen, keine Beziehung länger als ein paar Wochen aufrechterhalten.
Wozu auch?
Seine wahre Liebe ist das Observatorium.
Jeden Abend sitzt er dort, umgeben von hochmodernen Teleskopen und Bildschirmen, und vermisst das Universum mit der Präzision eines Uhrmachers. Seine Finger gleiten über die Tastatur wie die eines Pianisten, während Zahlenkolonnen über die Monitore fließen.
Timo liebt diesen Augenblick, wenn er zum ersten Mal am Abend in die Weiten des Universums eintaucht und sich diese unendliche Welt vor ihm entfaltet.
Heute ist der Tag, auf den er monatelang hingearbeitet hat. Seine Hände zittern leicht vor Aufregung, als er die letzten Koordinaten des neu entdeckten Spiralnebels eingibt. Nur noch wenige Minuten, dann wird er…
Ein greller Blitz zerreißt die Dunkelheit. Ein scharfes Zischen, dann Stille. Absolute Stille. Die Displays erlöschen eines nach dem anderen, bis nur noch die Schwärze bleibt.
Timo erstarrt. Zwanzig Jahre Forschung haben ihn gelehrt, dass das Universum keine Gnade kennt - aber ausgerechnet heute? Er hatte die Koordinaten des neuen Spiralnebels noch nicht gespeichert. Monatelange Arbeit, gelöscht in einer Sekunde?
Er kann es nicht glauben!
"Nein, nein, NEIN!" Seine Stimme hallt von den Wänden wider. Er tastet nach dem Notschalter, aber es ist zwecklos. Das neue Stromsystem, sein ganzer Stolz, hat sich komplett verabschiedet.
Mit zitternden Händen tastet er sich zur Tür. Zum ersten Mal seit Jahren verlässt er das Observatorium vor Tagesanbruch - ein geschlagener Mann, vertrieben von der Dunkelheit, die er sonst so liebt.
Draußen empfängt ihn die warme Sommernacht. Es ist still. Er lässt sich ins Gras sinken, die Arme um die Knie geschlungen.
Mit jedem Atemzug kämpft er gegen seine Frustration an. All die Jahre hatte er die Sterne nur durch Linsen und Bildschirme betrachtet, hatte Daten gesammelt, analysiert, kategorisiert.
Wissenschaft ist seine Religion.
Erschöpft lockert er seinen Griff um die Knie und lässt sich auf den Rücken gleiten. Zum ersten Mal seit seiner Kindheit liegt er einfach nur da und schaut nach oben.
Über ihm funkeln die Sterne, klar und unverfälscht. "Großer Wagen", denkt er automatisch, "Ursa Major. Da ist die Jungfrau, da ist Spica..."
Er hält inne.
Zum ersten Mal seit ewigen Jahren sieht er nicht Koordinaten und Spektralklassen, sondern einfach nur Sterne.
"So klar", denkt er, und eine lang vergessene Ehrfurcht überkommt ihn.
Keine Bildschirme, keine Interferenzmuster, keine digitalen Filter - nur pure, unverfälschte Sterne. Timo erinnert sich an eine Nacht in seiner Kindheit, als sein Vater ihm den Sternenhimmel zeigte. Damals hatte er diese Ehrfurcht schon einmal gespürt.
Das war, bevor die Wissenschaft sie unter Zahlen und Theorien begrub.
Wie oft hatte er seinen Studenten erklärt, dass das Universum nichts als ein gewaltiger Mechanismus sei, beschreibbar durch Formeln und Gesetze? Jetzt, in dieser Stille und in diesem Moment, erkennt er, wie unzureichend diese Erklärung ist, wie geradezu lächerlich der Versuch, das Unfassbare in Formeln zu pressen.
Timo erschrickt.
Ihm wird klar, dass all seine wissenschaftlichen Erkenntnisse nur die Oberfläche berührt haben. Hinter den Zahlen und Daten, hinter der schieren Unendlichkeit des Universums spürt er plötzlich eine ordnende Hand, einen Schöpfer, dessen Unterschrift er jahrelang übersehen hatte.
Ein Schauer läuft ihm über den Rücken.
All die Jahre hatte er nach Beweisen gesucht, hatte gemessen und berechnet. Dabei lag der größte Beweis die ganze Zeit vor seinen Augen, in jedem einzelnen Stern.
Als er aufsteht, kribbeln seine Beine vom langen Liegen im Gras. Ein ehrfürchtiges Lächeln huscht über sein Gesicht, während sein Blick noch einmal über das funkelnde Firmament wandert. All seine präzisen Messungen, seine Berechnungen und Theorien – sie waren nicht falsch gewesen.
Aber sie hatten ihm nur die Mechanik gezeigt, nicht den Mechaniker.
Die Schöpfung, aber nicht den Schöpfer.
Was auch immer du heute noch zu berechnen, zu analysieren oder zu bewältigen hast - vergiss nicht, zwischendurch den Blick zu heben und das große Ganze zu sehen. Denn hinter allem steht der Schöpfer, der Dich unendlich liebt.
Hab’ einen gesegneten Tag
Jörg “hat heut’ schon Nackenstarre“ Peters